FDP Höchberg Gesundheitssystem mit Prof. Dr. Andrew Ullmann

Bürokratie ist das Krebsgeschwür des Gesundheitssystems
Die Zukunft des Gesundheitssystems war Gegenstand einer offenen Diskussionsrunde in Höchberg am 31.07.2024 „Kulturstüble im Lamm“, durchgeführt vom Ortsverband FDP-Höchberg. Die anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Gelegenheit, Ihre Fragen mit MdB Prof. Andrew Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP, rege zu erörtern. Nach einem kurzen Vortrag über die verschiedenen Gesichtspunkte der Gesundheitsreform wurden bereits die ersten Fragen beantwortet. Die Anwesenden waren aufgrund aktueller Ereignisse interessiert, wie es nun finanziell um die Krankenhäuser steht. MdB Andrew Ullmann wies zur Beantwortung darauf hin, dass der Bund 6 Milliarden Euro für die Krankenhäuser als freiwillige Bundesleistung zur Verfügung stellte. Der Bundesrechnungshof rügte diese Leistung aber, so dass es keine Fortsetzung dieser Hilfsleistung mehr geben darf. Ernüchternd wurde unter allen Anwesenden festgestellt, dass es Länderangelegenheit ist, die Pflichten der Krankenhäuser zu erfüllen. Jetzt tritt vor Ort das Problem auf, dass die Kommunen Defizite ungerechtfertigt zu übernehmen haben. Ein Gast stellte fest, dass die finanziellen Mittel dann den Kommunen zur Erfüllung der Pflichtaufgaben der Daseinsvorsorge fehlen. „Viele Jahre wurde hier leider von den Ländern viel verschlafen“ so Andrew Ullmann.
Ein Mitarbeiter eines Klinikums in Würzburg äußerte sich, dass zur Verbesserung der Arbeit der bürokratische Aufwand endlich reduziert werden muss. Alle im medizinischen Bereich Tätigen waren sich einig, dass die „Bürokratie das Krebsgeschwür des Gesundheitssystems“ ist. Andrew Ullmann bekräftigte, dass im Rahmen der Gesundheitsreform bereits definierte Vorschläge auf dem Tisch liegen, die umgesetzt werden sollen, um das Problem endlich zu lösen. Das nimmt jedoch seine Zeit in Anspruch, da das Sozialgesetzbuch zu umfassend und vielfältig ist. Eine schnelle Lösung ist nicht möglich, obwohl nahezu alle Beteiligten an der Gesundheitsreform daran arbeiten. Die Länder sind hier mit einzubeziehen.
Ein Arzt aus Höchberg fragte, wie es denn finanziell für die niedergelassenen Ärzte weiter geht? Andrew Ullmann bekräftigte, dass eine Aufhebung der Deckelung geplant ist. Die Aufhebung der Obergrenze einer Vergütung als auch eine „Versorgungspauschale“ für chronisch Kranke führt zu einer spürbaren medizinischen Verbesserung vor Ort. Die Gäste bestätigten, dass das überfällig sei.
Im Rahmen der die Gäste auch interessierten Kostenentlastung für die Krankenhäuser ist die Reform der stationären und auch der Notfallaufnahme diskutiert worden. Vieles kann den Hausärzten und insbesondere auch der ambulanten Versorgung übertragen werden. Man muss endlich den Haus- und Fachärzten mehr zutrauen. Zudem führt das zu einer nicht unwesentlichen Kostenersparnis der Krankenhäuser und trifft dann nicht die Landkreise und Kommunen hart, erwähnt darauf Andrew Ullmann, was von Klinikpersonal aus Würzburg und anwesenden Haus- und Fachärzten übereinstimmend rege bestätigt wurde. In diesem Bezug wurde auch das MVZ Waldbrunn erwähnt, wo es besser wäre, den niedergelassenen Ärzten das Geld zur Verfügung zu stellen. Das Defizit, das durch den Landkreis und somit auf die Kommunen umgelegt zu tragen ist, kann man einsparen, so ein Gastkommentar aus der Diskussionsrunde.
Eine anwesende Pharmazeutin trug vor, dass wegen Reformstaus seit 20 Jahren in Ihrem Fachbereich gerade bei denen, die hier ausgebildet werden, die Zukunft ungewiss ist und trotz Liebe zum Beruf die Frustration deswegen groß sei. „Eine Reform wird hier wirklich notwendig“. Die hierzu bereits begonnene Reformanstrengung dauert leider bis zur Umsetzung 4 Jahre, erklärt Andrew Ullmann. Schneller geht es nicht, auch wenn gerade in dem Bereich eine Verkürzung der Reformumsetzung zu wünschen ist.
Offen und angeregt wurden auch Themen der Umsetzung einer wichtigen Gesundheitsprävention, die Verbesserung der Rahmenbedingungen zur Niederlassung von Ärzten, die seit 30 Jahren miserabel sind, die Digitalisierung der Patientendaten, welche faktisch dann eine Entbindung der ärztlichen Schweigepflicht darstellt von den Anwesenden diskutiert.
Zum Abschluss bedankte sich ein Pharmazeut für die Möglichkeit der direkten Diskussion mit einem an der Gesundheitsreform unmittelbar Beteiligten in Person Andrew Ullmann von der FDP. Herr Lauterbach ignoriert ja leider alle und „jetzt ist endlich mal jemand greifbar, mit dem man auch offen vor Ort reden kann“.
Grundsätzlich gelte, so Ullmann: „Eine mutige, an den Patienten orientierte Reform des Gesundheitssystems ist dringend notwendig und überfällig. Ziel muss es sein, eine hochwertige, innovative und bezahlbare Patientenversorgung jetzt und in Zukunft sicherzustellen. Das gelte für die städtischen, aber auch und insbesondere für den ländlichen Raum.“
Der FDP-Ortsverband Höchberg startete mit dieser Informations- und Diskussionsveranstaltung eine Reihe zukünftiger Treffen zu unterschiedlichen Themen in den nächsten Monaten.

